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Nadine

Liebt Live-Konzerte und ist gerne auch mal kreativ tätig (z.B. Amigurumis häkeln).
19. Juni 2023

Die ersten Kilometer auf zwei Rädern

Endlich konnte es tatsächlich losgehen: Gernot & Gisi standen abfahrbereit an der Lobby unserer Unterkunft in Boston. Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit uns 🤨. Also fuhren wir bei Regen los, in der Hoffnung an unserem Ziel auf besseres Wetter zu treffen. Da sich das schlechte Wetter immer mehr nach Osten ausbreitete, entschieden wir uns gegen einen Abstecher nach Maine. Und so ging es nord-westwärts an den Lake Champlain.

Unser erstes Camp am North Beach Campground

Wir starteten nach Westen und kamen relativ schnell in den Staat New Hampshire. Von hier ging es immer weiter nördlich durch Vermont, bis wir schließlich nach 224 Meilen – das sind etwa 360 Kilometer – in Burlington ankamen. Und tatsächlich: Hier war es trocken und deutlich wärmer. Also bauten wir erstmal unser Zelt an unserem Platz im North Beach Campground auf. Da wir relativ spät ankamen, aßen wir anschließend zu Abend und genossen das Lagerfeuer. Zugegeben, unser erstes Lagerfeuer zu entzünden hat etwas gedauert, aber wir haben es hinbekommen.

Der Campingplatz liegt direkt am See und hat direkten Zugang zu einem grobkörnigen Sandstrand, wie Euch das Bild unten zeigt. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten wir Euch jetzt auch gesagt, wie das Wasser ist. Da es jedoch zwischendurch immer wieder geregnet hat, haben wir Memmen das mal lieber sein lassen. 😉 Den Platz an sich können wir auf jeden Fall empfehlen.

Nach fünf Nächten ging es für uns schließlich weiter: Nach Norden fuhren wir den Freeway 2 am Lake Champlain entlang und über die Inseln quasi durch ihn hindurch. Eine wirklich tolle Route, die nicht nur für Biker interessant ist. Kurz hinter Alburgh verließen wir den Freeway und bogen rechts auf die 225 zu einem kleinen Grenzübergang ab. Dort angekommen waren wir doch etwas erstaunt: Es war absolut nichts los – wir waren die Einzigen. Dementsprechend gestaltete sich auch unsere Einreise sehr einfach. Der Grenzbeamte wollte lediglich unsere Reisepässe sehen, fragte, ob dies unsere eigenen Motorräder sind und wollte wissen, wie lange wir bleiben und ob wir Waffen dabei haben. Nach nur ca. 10 Minuten hatten wir unsere Pässe mit dem Stempel wieder und konnten weiterfahren. Nun waren wir also in Kanada! 🇨🇦 (Hoffentlich geht das bei der (Wieder-)Einreise in die USA auch so einfach.)

Ein Tagesausflug durch das Hinterland von Québec

Nachdem wir insgesamt 180 Meilen (= 290 km) zurückgelegt haben, kamen wir am späten Nachmittag am Campingplatz Lac St-Michel, etwas außerhalb von Trois-Rivières an. Während der erste Teil unserer Strecke sehr schön war, ging es ab Montréal nur noch geradeaus. Allerdings war es schon ein Erlebnis den Feierabendverkehr in Montréal mal mitzumachen. Toll war auf jeden Fall der Abschnitt über die île Sainte-Hélène, auf der sich La Ronde – ein riesiger Vergnügungspark des Six Flags-Unternehmens – mit unzähligen Achterbahnen befindet.

Hier blieben wir nun vier Nächte. Nachdem wir uns einen Platz mit Strom & Wasser im unteren Teil des Campingplatzes herausgesucht hatten, hieß es erst mal wieder Zelt aufbauen. Dann fuhren wir nochmal los, um uns ein „Bock“-Bier zu besorgen, mit dem wir unseren Tag ausklingen ließen. Leider mussten wir aufgrund der Waldbrände in Québec diesmal auf das Lagerfeuer verzichten; aber wir waren froh & dankbar, dass wir von diesen absolut nichts mitbekamen.

Nach einem Tag Ruhe & Erholung nutzten wir den folgenden Tag für eine Tour durch das Hinterland von Québec. Diese führte uns erst nach Lac aux Sables und hier durch ein Gebiet mit vielen Gewässern. Wieder eine sehr schöne Route! Über Saint-Raymond und Portneuf kamen wir zum Sankt-Lorenz-Strom, an dem wir entlang bis nach Trois-Rivières und schließlich zurück zu unserem Campingplatz gelangten. Für die 155 Meilen (= 249 km) waren wir insgesamt 6 Stunden unterwegs – mit drei kleinen Stopps zwischendrin definitiv etwas für einen ganzen Tag. Unser Highlight dabei war die Überquerung des Flusses Batiscan: Hier fährt man über eine vollkommen aus Eisengittern bestehende Brücke. Da wir eine derartige Brücke noch nicht gefahren sind, mussten wir es gleich 3x machen … Spaß beiseite; unsere GoPros waren nicht an, das war der Grund. 😜 Aber nur auf Gittern fahren, lässt einen ganz schön schwänzeln.

Regnerisches Formel 1 Grand Prix-Wochenende in Montrèal

Nächster Stopp unserer Reise war Montrèal. Da wir uns mit Bekannten aus Montréal treffen wollten und feststellten, dass genau an diesem Wochenende die Formel 1 ebenfalls zu Besuch war, entschieden wir uns für einen Campingplatz im Nord-Westen der Stadt. Und so fuhren wir von unserem Campingplatz bei Trois-Rivières nach Pointe Calumet, wo wir auf dem Campingplatz L’Escale unser Zelt aufschlugen. Leider mussten wir den Großteil der 105 Meilen (ca. 169 km) mal wieder bei Regen zurücklegen. Packen und v.a. Zelt abbauen bei Regen macht gar nicht so viel Spaß. 😔 Glücklicherweise wussten wir uns zu helfen und nutzen die beiden gegenüber stehenden Holzunterstände.

Und auch unsere Besichtigung von Montrèal selbst gestaltete sich leider wetter-technisch nicht so toll wie erhofft. In der Stadt war zwar aufgrund der Formel 1 ziemlich viel geboten, doch leider waren aufgrund des schlechten Wetters nicht viele Menschen unterwegs. Wirklich schade für die Stadt und für uns, da wir so sehr wenig von Montrèal zu sehen bekamen. Eines können wir aber auf jeden Fall empfehlen: Probiert unbedingt ein Smoked Meat-Sandwich im Schwartz’s Deli am St Laurent Boulevard! Das berühmte Räucherfleisch ist zwar nicht gerade günstig, aber wirklich super zart und lecker. Übrigens: Versucht auf jeden Fall einen Tisch im (engen) Lokal zu ergattern und schaut, welche Berühmtheiten ihr neben Celinè Dion, die Miteigentümerin des Lokals ist, sonst noch auf den Fotos entdeckt.

Am Lorenzstrom entlang zum Lake Ontario

Gemäß unserer groben Tourplanung fuhren wir als nächstes weiter Richtung Toronto. Da wir diese Strecke bereits 2019 (damals allerdings mit dem Auto und in die entgegen gesetzte Richtung) gefahren sind, haben wir diesmal keinen Stopp an den Thousand Islands und in der Stadt Kingston eingelegt. Beides können wir aber auf jeden Fall empfehlen!

Dieses Mal haben wir Prince Edward County, eine Halbinsel im Nordosten des Lake Ontario, als Etappenziel gewählt. Hier befindet sich der Sandbanks Provincial Park mit Campingmöglichkeiten mitten in den Sanddünen und direktem Zugang zum See. Bisher definitiv ein Highlight unserer Reise: Weicher, fast weißer Sand an einem breiten & sauberen Strand, der mehrere Meter seicht in den See führt & klares Wasser – perfekt, um sich an heißen Tag abzukühlen und um in der Sonne (es gibt auch ein paar schattige Plätze unter den Bäumen) zu relaxen. 😎

Zur Info: Solltet Ihr einen Zeltplatz direkt an bzw. in den Dünen wollen, dann raten wir Euch, diesen vorher online zu reservieren (sofern verfügbar). Aber Vorsicht: Wenn Ihr das Plumpsklo vermeiden wollt, müsst Ihr durchaus weitere Wege zu den Waschhäusern – den sogenannten Comfort Stations – in Kauf nehmen. Oder Ihr probiert es wie wir auf gut Glück direkt am Parkeingang und nehmt einen Platz quasi in zweiter Reihe: von unserem Platz im Cedars Campground hatten wir nur 10 Minuten zu Fuß bis zum Strand.

Da wir hier zwei Nächte blieben und bereits mittags ankamen, unternahmen wir auch hier eine (Halbtages-)Tour mit Gernot & Gisi. Die 69 Meilen (ca. 111 km) um den Rest der Halbinsel zu erkunden waren zwar ganz nett, aber außer viel landwirtschaftlichen Flächen und immer mal kurzen Blicken auf den See gibt es hier nicht wirklich viel zu bestaunen.

Unsere (voerst) letzten Tage in Kanada

Von einem Great Lake ging es für uns nun weiter zum nächsten der Großen Seen. Vorbei an Toronto (wo wir 2019 unsere Reise starteten) führte unsere Route zunächst an die Südwestspitze des Lake Ontario. Hier ruhten wir uns einen ganzen Tag von der sehr anstrengenden Fahrt durch diverse Staus vor, um und nach Toronto (bei fast 30 °C) aus und fuhren dann weiter an die Südspitze des Lake Huron. Dieses Mal mal wieder im Regen. 😔 Kurz vor Sarnia suchten wir uns einen Campingplatz für eine Nacht, um am nächsten Tag über die Blue Water Bridge wieder in die USA einzureisen.

Somit neigte sich nach 14 Tagen unser erster Abstecher nach Kanada dem Ende zu. Unser Fazit bisher: Viele gerade Strecken; kaum Kurven und wenn, dann mit so großem Radius, dass wir uns fragen, warum die Geschwindigkeit davor reduziert wird; massenweise Ârret- (= Stop-)Schilder, an denen man auf jeden Fall lernt mit schleifender Kupplung zu fahren; keine Backcountry-Routen (oder zumindest haben wir sie nicht gefunden) und immer wieder löchrige Straßen. Zum anderen aber auch unheimlich nette, interessierte und hilfsbereite Menschen; wahnsinnig große Grundstücke mit interessanten Häusern und vor allem absolut entspannter Verkehr (kein Hupen, kein Schimpfen, kein Drängeln) … und das sogar im Stau!

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