Nach unseren Erlebnissen in Cody machten wir uns schließlich auf den Weg zum Yellowstone National Park. Da ich von uns beiden die bin, die nicht unbedingt bei Nacht auf einen Bär oder ein anderes wildes Tier treffen wollte (ja, ich gebe zu, Schiss zu haben), buchten wir uns ein Zimmer im Clubhouse Inn Hotel in West Yellowstone. Hier handelt es sich um ein nettes kleines Städtchen in Montana, das wie der Name sagt, direkt am westlichen Eingang des Yellowstone Nationalparks liegt und damit sehr gut für Tagesausflüge in den Park geeignet ist.
Um dorthin zu gelangen, folgten wir also dem Highway 14, vorbei am Buffalo Bill-Damm bis zum östlichen Eingang des Parks. Und da waren wir – tatsächlich – am Schild, das den Parkeingang markiert. Natürlich durfte auch hier ein Fotoshooting mit Gernot & Gisi mal wieder nicht fehlen. 🤭
Voller Vorfreude auf eine einmalige Naturkulisse, die wir aufgrund der vielen Bilder, die man in Büchern, dem Internet oder den sozialen Medien sieht, entwickelt haben, fuhren wir anschließend in den Park. Und wurden enttäuscht – zumindest vorerst. Der Großteil der Strecke bis zum Lake Yellowstone stimmt einen eher traurig: Zwar fährt man entlang einer tollen Panoramastrecke, aber was man hier aktuell sieht sind sehr viele farblose Flächen mit tausenden, von Waldbränden zerstörten Bäumen. Ein Anblick, der uns ziemlich berührt und nachdenklich gestimmt hat.
Um den gesamten Park zu erkunden, gibt es grundsätzlich die Möglichkeit den Grand Loop Drive (ca. 142 Meilen) entlang zu fahren. Dieser teilt sich wie eine 8 in den Upper und den Lower Loop, wobei die bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Parks am Lower Loop liegen. Da wir aufgrund unseres Budgets lediglich zwei Nächte in West Yellowstone gebucht hatten, entschieden wir uns dafür, lediglich den Lower Loop entlang zu fahren. Einen Teil davon, den oberen, erkundeten wir bereits auf dem Weg zum Hotel und erlebten dabei eines unseres persönlichen Highlights. Das wird uns defintiv immer in Erinnerung bleiben. Habt Ihr Euch schon mal gefragt, was Ihr tun würdet, wenn Euch ein frei lebendes, ausgewachsenes Bison auf einer engen Brücke entgegen kommt? 🫣 Wir jetzt schon …
Am Yellowstone Lake führt eine schmale Brücke – die sogenannte Fishing Bridge – über den Yellowstone River zum Lower Loop. Zwar hatte ich vorab gelesen, dass es dort des Öfteren zu Begegnungen mit Bisons kommt, aber wer hätte denn gedacht, dass das genau dann passiert, wenn wir mit Gernot & Gisi diese Brücke überqueren. Wie immer fuhr ich mit Gisi voraus. Schon etwas vor der Brücke sah ich, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Stau anbahnte – konnte aber nicht genau erkennen wieso. Als ich dann an der Brücke ankam, wusste ich es: Da schlenderte ganz ruhig und genüsslich ein Bison nahe der Mittellinie (aber mehr auf unserer Spur) in unsere Richtung. Ich blieb stehen und aktivierte sofort mein Intercom-System im Helm. Nach einem kurzen Austausch fuhren wir Gernot & Gisi so weit wie möglich an den rechten Straßenrand und blieben – auf unseren Maschinen sitzend – stehen. Michas Anweisung – für den Fall der Fälle nach rechts vom Motorrad zu springen – hörte ich zwar, fragte mich aber, wie ich das gegebenenfalls anstellen sollte; schließlich lag der schmale Fußgängerweg etwas tiefer als die Straße. Das wäre nicht ohne Blessuren abgelaufen. Also blieb ich ganz ruhig sitzen und hoffte, dass das Bison einfach an uns vorbei läuft. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie schnell in diesem Moment unser beider Herz schlug. Gott sei Dank war das Bison kein bisschen an uns interessiert und trabte seelenruhig und gelassen an uns vorbei – aber natürlich ohne einen Zentimeter von seiner Spur abzuweichen. Sobald das riesige Vieh an uns vorbei war (es war in der Tat genauso groß wie wir auf dem Motorrad), versicherte Micha sich, dass es nicht zurückkam und wir fuhren direkt zum Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite. Diese Erfahrung mussten wir dann doch erstmal sacken lassen. 😮💨 (Falls Euch unser Video dazu interessiert, dann schaut doch auf unserer Instagram- oder Facebook-Seite vorbei.)
Nachdem sich unser Puls wieder etwas beruhigt hatte, fuhren wir auf dem Lower Loop erst Richtung Norden und schließlich nach Westen zu unserem Hotel. Dabei passierten wir einige tolle Aussichtspunkte, wie beispielsweise den Mud Volcano-Bereich oder den im Bild sichtbaren Lower Fall, die uns doch noch mit einer wunderschönen Naturkulisse belohnten – wenn man den schwefelartigen Geruch mal außer Acht lässt …
Drei Staaten an einem Tag oder unser Ausflug in den Grand Teton National Park
Für den nächsten Tag planten wir eine längere Tagestour, die uns nicht nur durch den verbleibenden Teil des Lower Loops, sondern auch durch den Grand Teton Nationalpark führen sollte.
Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum westlichen Parkeingang und standen erstmal im Stau. Es war Samstag, noch dazu in der Haupt-Saison – dementsprechend war viel los. Sobald wir jedoch (nach ca. 20-30 Minuten) an einem der Häuschen des National Park Service unseren America – The Beautiful Pass (absolut lohnenswert, wenn man mehrere Nationalparks besuchen möchte) und (wichtig!) unsere Ausweise vorgezeigt hatten, bogen wir rechts auf den unteren Teil des Lower Loops ab; Und mit einem Mal war nichts mehr von den vielen Fahrzeugen, die in den Park fuhren, zu sehen.
Das heißt allerdings nicht, dass an den bekannten Highlights im Park wenig los ist. Um einen der Ausbrüche des bekannten Old Faithful-Geysirs zu erleben, welcher für ca. 12:10 Uhr (+/- 10 Minuten) vorhergesagt war, machten wir uns erstmal auf den Weg dorthin – unsicher, ob wir es rechtzeitig schaffen würden. Aber tatsächlich: Unser Timing war nahezu perfekt. 🙏🏻 Am Parkplatz angekommen, fanden wir ziemlich weit vorne ein Eckchen, an dem wir Gisi & Gernot abstellen konnten und von dem es nur wenige Meter zum Geysir waren. Nach ein paar Minuten warten, war es dann auch schon so weit: Ein beeindruckendes Schauspiel, das man sich definitiv nicht entgehen lassen sollte!
Aufgrund der Zeitrestriktion des Old Faithful hatten wir die auf dem Weg liegenden Thermalquellen im Midway Geyser Basin des Parks ausgelassen. Also fuhren wir anschließend nochmals dorthin zurück. Ein Stopp, den man auf jeden Fall einplanen sollte. Auch wenn man vom Steg, der durch die Thermalquellen führt, nur eine eingeschränkte Sicht auf diese hat, ist es absolut faszinierend welche Farben die Natur hier zum Vorschein bringt und vor allem in welcher Intensität. Am beeindruckendsten ist natürlich der bunte Grand Prismatic Spring – die drittgrößte Thermalquelle der Erde. Aber auch der Opal Pool, der Turquoise Pool und meiner Ansicht nach der Excelsior Geyser Crater bieten atemberaubende Anblicke und Fotomotive. Oder was meint Ihr?
Natürlich gibt es im Yellowstone noch mehr Geysire und Trails, die man erkunden kann, aber wir wollten ja noch weiter. Folglich fuhren wir Richtung Yellowstone Lake – dieses Mal jedoch von Westen. Auf diesem Abschnitt des Lower Loops legten wir mehrere Stopps ein, um einerseits die tolle Landschaft zu bewundern und um andererseits die riesige Bison-Herde zu beobachten, die über die Wiesen wanderte. Gott sei Dank mied die Herde zu diesem Zeitpunkt die Straße (was Videos zu Folge nicht immer der Fall ist); nach unserer Begegnung auf der Brücke könnt Ihr Euch sicher vorstellen, dass wir froh darüber waren, nicht durch eine Herde wilder Bisons fahren zu müssen!
Am Yellowstone Lake angekommen, bogen wir rechts auf den Highway 191 Richtung Süden ab. Dieser führt am wunderschönen Jackson Lake mit seinen tollen Ausblicken auf die Berge und Gletscher des Grand Teton Nationalparks entlang. Einfach unbeschreiblich dieser Anblick! Noch dazu entdeckten wir am Straßenrand einen ziemlich großen Elch, der unter einem Baum chillte und zahlreichen Fotografen Modell stand.
Am Jackson Lake Dam folgten wir anschließend in gemütlichem Tempo der Teton Park Road und genossen die Landschaft im Grand Teton Nationalpark. Hier können wir einen Stopp am Jenny Lake nur empfehlen – am besten für einen längeren Badeaufenthalt. Es ist absolut beeindruckend, wie groß dieser im Verhältnis „kleine“ See und wie klar sein Wasser ist. Traumhaft!
Vom Jenny Lake fuhren wir zum Teton Village, wo wir eine Trink- und Pinkelpause einlegten. Ein netter kleiner Skiort, der im Winter sicherlich eine traumhafte Kulisse bietet. Ein paar Meilen weiter südlich bogen wir schließlich auf den Highway 22 gen Westen ab und verließen damit den Grand Teton Nationalpark. Über die Orte Victor, Tetonia und Ashton ging es dann wieder zurück nach West Yellowstone – eine eher unspektakuläre Strecke.
Insgesamt führte uns diese 265 Meilen (fast 430 Kilometer) umfassende Tour durch zwei Nationalparks und drei Staaten: Wyoming, Montana und Idaho. Ein absolut gelungener Tagesausflug! 🤩