Um zu unserer Unterkunft, dem Eurostars Magnificent Mile Hotel im North River District von Downtown Chicago zu gelangen, mussten wir vom Süden kommend einmal durch die gesamte Stadt. Trotz viel Verkehr hielt sich das Chaos dabei in Grenzen. Vielleicht liegt das daran, dass Chicago aus einem Netz von überwiegend Einbahnstraßen besteht – auch wenn mir das erst im Nachhinein bewusst wurde. Ich war einfach so fasziniert durch diese Millionen-Metropole zu fahren: Unter der für Chicago typischen und aus Filmen bekannten Hochbahn hindurch, vorbei am Chicago Theater und über die Brücken des Chicago Rivers … und dann, 3 Minuten bevor wir unser Ziel erreichen sollten, eine Straßensperrung mit großem Polizeiaufgebot.
Da ungewöhnlich viele Menschen mit Handys an den Straßen standen & warteten, vermuteten wir, dass eine bekannte Persönlichkeit an dieser Stelle vorbeikommen müsste. Und in der Tat: Nachdem wir in Washington D.C. die Marine One haben einfliegen sehen, ist in Chicago tatsächlich „the Beast“ mit Präsident Biden nur wenige Meter vor uns vorbei gefahren. (Er hat an diesem Tag doch tatsächlich die Kampagne zu seiner Wiederwahl mit dem Schlagwort „Bidenomics“ gestartet.) Was für ein wundervoller Empfang! 🤩
Unsere Sightseeing-Touren durch die Stadt
Am nächsten Morgen machten wir uns ausgeschlafen zu Fuß auf den Weg die Stadt zu erkunden. Unsere Rundtour starteten wir am 1930 eröffneten Merchandise Mart, dem damals größten Kaufhaus der Welt. Von dort folgten wir dem Riverwalk entlang des Chicago River bis zur Union Station. Nach einer kleinen Pause im Willis Tower ging es weiter zu einem für uns Motorradfahrer signifikantem Highlight – dem Beginn der Route 66.
Dieses historische Schild, das den Start der berühmten Straße markiert, befindet sich in der Nähe des Millenium Parks. Somit durfte ein Abstecher zur Cloud Gate – der bohnenförmigen Spiegelskulptur im Park – natürlich nicht fehlen. Vorbei am Crown Fountain und Jay Pritzker Pavillion – einer wunderschönen Outdoor-Konzertanlage – ging es über die BP Pedestrian Bridge in den Maggie Daley Park; einem sehr schön angelegten Park mit vielen Grünflächen und Freizeitangeboten. Auf unserem Weg zurück zum Hotel schlenderten wir durch die Straßen Downtowns, wobei man immer wieder unter den Schienen & Aufgängen der Chicago Elevated – einem der größten & ältesten Metronetzen der Welt – durchläuft. Ideal für Micha, um den ein oder anderen Schnappschuss eines fahrenden Zuges mit seiner Kamera zu ergattern. 😊
Nach dieser gemütlichen Halbtagestour lauschten wir beim Abendessen der Live Musik im House of Blues und ließen den Tag bei einer Sunset-Bootstour (Start & Ende an den Wendellas Michigan Avenue Docks) ausklingen. Über den Chicago River ging es hinaus auf den Lake Michigan, von wo aus wir einen wundervollen Blick auf die Skyline der Stadt hatten. Absolut empfehlenswert, um Fotos bei Sonnenuntergang zu machen!
Der zweite und kürzere Teil unserer Sightseeing-Tour führte uns am Tag darauf durch den River North District. Vorbei an der Aussichtsplattform 360 Chicago spazierten wir über die Millenium Mile zum Ohio Street Beach – einem beliebten Sandstrand der Stadt. Von hier sind es nur wenige Meter zum Navy Pier – einem Pier mit diversen Events, Freizeitangeboten und Riesenrad.
Leider konnten wir aufgrund des schlechten Wetters keine Crime-/Gangster-Tour mehr durch die Stadt unternehmen; etwas, dass man hier eigentlich schon machen sollte. Dafür waren wir anwesend als Chicago seinen Regenrekord von 1982 brach und die Regenwasserhöhe die Schneehöhe des gesamten letzten Winters überstieg. Zum Glück haben wir während dieser Tage unser Zelt gegen ein Hotel eingetauscht. 😉
Was man aber auf jeden Fall – wie in New York – machen sollte, ist, einen Hot Dog zu essen. Den typischen Chicago Hot Dog bekommt ihr bei Portillo‘s & Barnelli‘s: Neben leckerem Essen bietet einem das Restaurant in der West Ontario Street eine tolle Innenausstattung – und wenn man Glück hat, gibt es sogar noch eine handgemalte Chicago-Karikatur zur Erinnerung.
Waschsalon in Downtown (verzweifelt) gesucht
Als Camper, die mit dem Motorrad unterwegs sind, haben wir verständlicherweise nur eine begrenzte Anzahl an Klamotten zur Verfügung. Aus diesem Grund wollten wir unseren mehrtägigen Aufenthalt in Chicago nutzen, um mal wieder zu waschen. Das ist grundsätzlich etwas, das wirklich ohne Probleme funktioniert. Einfach bei Google nach einem gut bewerteten Waschsalon – einem Laundromat – suchen (oder auf Campingplätzen mit Waschmöglichkeiten campen 😉), genügend Quarters einpacken (ca. 2-4 $ für die Waschmaschine und meist einen Quarter pro 10-12 Minuten für den Trockner) – die meisten haben aber auch Wechselautomaten – sowie Waschmittel und dann einfach zwischen 20-40 Minuten pro Wasch- bzw. Trocknungsgang warten.
So habe ich mir das auch in Chicago vorgestellt. Aber in der Tat (ich habe sicherheitshalber sogar an der Hotelrezeption nachgefragt) gibt es in ganz Downtown keinen einzigen Waschsalon. Hier bestellt man sich seinen Waschservice inklusive Abholung der dreckigen und Lieferung der sauberen Wäsche per App bzw. online. Obwohl uns immer wieder von verschiedenen Seiten gesagt wurde, dass wir uns nicht außerhalb von Downtown aufhalten sollten, waren uns dann die Preise für diesen Service mit 35 $ aufwärts dann doch zu teuer.
Wir entdeckten mittels Google einen Waschsalon etwas außerhalb von Downtown, der von unserem Hotel einfach zu erreichen war. Also fuhren wir mit dem Bus Nr. 66 an der Ecke North State Street und West Chicago Avenue zum Yo-Yo Coin Laundromat & Drop-Off. Zugegeben mit einem etwas mulmigen Gefühl, welches jedoch völlig unbegründet war. Der Bus hält fast direkt vor dem Waschsalon, welcher super gepflegt und sauber ist. Einzig das Ticket für den Bus – 2,50$ pro Person – muss man passend haben, sofern man keinen Tages-/Wochenendpass für die öffentlichen Verkehrsmittel besitzt.
Erstes NASCAR Street Race
Als wir im Bus auf dem Weg zum Waschsalon saßen, fiel uns ein Plakat auf, das Werbung für ein Musik- und Auto-Festival an diesem Wochenende machte. Als wir im Hotel danach googelten, stellten wir fest, dass auch die NASCAR zu Besuch in Chicago war. Genau genommen sollte zum ersten Mal in der NASCAR-Geschichte ein Rennen durch die Stadt stattfinden. Da der Besuch eines NASCAR-Rennens (vergleichbar mit der DTM) auf unserer „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, tun“-Liste steht, nutzten wir die Gelegenheit und besorgten uns (unserem Empfinden nach ziemlich teure) 2-Tages-Karten. Diese waren die einzige für uns bezahlbare Kategorie, aber inklusive einem Open Air-Konzert von The Chainsmokers am Samstagabend und drei weiterer Country-Konzerte tagsüber völlig ok. Vor allem wenn man wie ich als begeisterter Konzertgänger leider feststellen musste, dass der Besuch eines Musikkonzertes in den USA im Vergleich zu Deutschland extrem teuer ist – für einigermaßen gute Plätze und abhängig vom Künstler muss man hier mindestens 200-300$ pro Person hinlegen. 😳
Leider kam dann doch alles anders. Aufgrund einer Amazon-Bestellung, die wir persönlich in Empfang nehmen mussten, verbrachten wir den Samstagvor- & nachmittag überwiegend in unserem Hotelzimmer. Als diese dann endlich da war und wir mit Vorfreude auf das Konzert am Grant Park, dem Veranstaltungsgelände, ankamen, wunderten wir uns, warum uns so viele Menschen entgegen kamen. Schließlich war doch das Loop 121-Rennen der NASCAR noch im Gange … Auf unsere Nachfrage bekamen wir die Information, dass das gesamte Gelände aufgrund eines bevorstehenden Unwetters geräumt und damit sowohl das Rennen unterbrochen als auch das Konzert abgesagt wurden. Enttäuscht trotteten wir zurück in unser Hotel; immerhin hatten wir noch den Sonntag mit der Fortsetzung des Loop 121-Rennens und dem Hauptrennen der NASCAR Cup Series. Von wegen …
Sonntag war der Tag, an dem es so viel regnete wie schon seit langem nicht mehr. Selbst der Riverwalk, an dem wir zwei Tage zuvor noch entlangspazierten, stand komplett unter Wasser. Da wir von der NASCAR leider nur schlecht darüber informiert wurden, ob das Rennen abgesagt wird oder nicht, waren wir hin- und hergerissen, was wir machen sollten. Nach einem kurzen Versuch vor die Hoteltür zu gehen, kehrten wir wieder um und verbrachten auch diesen Tag zum großen Teil in unserem Hotelzimmer.
Da die Tageskonzerte am Sonntag abgesagt, sowie das Rennen vom Vortag nicht fortgesetzt sondern als beendet erklärt wurden, könnt ihr Euch sicherlich vorstellen, wie frustriert und verärgert wir waren. Schließlich haben wir doch ziemlich viel Geld für die Karten ausgegeben. Zum Glück hatte das Wetter aber gegen 16 Uhr dann doch ein Einsehen und der Regen ließ deutlich nach. Da das Hauptrennen noch nicht abgesagt war, machten wir uns also nochmal auf den Weg zum Veranstaltungsgelände.
Und in der Tat, es blieb trocken. Zwar mit etwas Verspätung (aber immerhin) fand das Rennen statt. Allerdings mit weniger Zuschauern als ursprünglich erwartet. Das war unser Glück, denn so kamen wir ziemlich nah an die Strecke und konnten einige gute Bilder/Videos von den aufgebauten Tribünen aus machen. Insgesamt waren wir von der Organisation jedoch ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht – und das lag nicht nur am Wetter. Die schlechte Informationsversorgung und die Tatsache, dass alle sonstigen Stände/Angebote im Grant Park und dem Butler Field zum Zeitpunkt des Hauptrennens bereits so gut wie abgebaut waren, tragen dazu bei, dass wir wohl kein weiteres NASCAR-Rennen mehr besuchen werden. Ein Besuch der DTM ist absolut vergleichbar und wesentlich günstiger. Einziger Trost: Wir konnten den Buckingham Fountain, der sich im Grant Park befindet, besichtigen (was ohne Ticket an diesem Wochenende nicht möglich gewesen wäre).
Mein Chicago-Fazit
Alles in allem ist Chicago gerade durch den Fluss, der mitten durch die Stadt fließt, und aufgrund der unterschiedlichen Architekturstile, die man hier sieht, eine sehr schöne Stadt. Zwei komplette Tage reichen meiner Meinung nach für die Besichtigung aber völlig aus. Alles Wesentliche ist gut zu Fuß zu erreichen, so dass man kein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel braucht. Zwar lag unser Hotel im River North District; dies war hinsichtlich der Lage aber absolut top. Auch mit der Ausstattung, dem Hotelpersonal und der Sauberkeit waren wir wirklich sehr zufrieden. Einzig die Tatsache, dass das Hotel keinen eigenen Parkplatz besitzt (obwohl in der Beschreibung bei Booking.com angegeben) und wir für den Stellplatz in der nur wenige Meter entfernten Self Park Garage zusätzliche 35$ pro Tag – und das war schon der vergünstigte Hotel-Tarif – bezahlen mussten, hinterlässt einen negativen Eindruck. Aber das ist anscheinend so in amerikanischen Großstädten. Da können wir uns z.B. in München über die Tiefgaragen-Preise absolut nich beschweren. Ansonsten weist Chicago für mich etwas vom „früheren“ New York auf – ständig heulen irgendwo Sirenen auf, es gibt generell ziemlich viel Verkehr bzw. Lärm, aber im großen Ganzen fühlt man sich – selbst auf dem Weg zum Waschsalon – in der Gangster-Stadt Chicago doch sehr sicher.
Für mehr Eindrücke von Chicago schaut gerne in unserer Galerie vorbei. 😊